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Titelbild:
Adrian Grütter: Ausschnitt aus Skizzenbuch, Bleistift, 2015
Adrian Grütter (1936 - 2015) war ein Multitalent: Er war nicht nur begnadeter Radiosprecher beim DRS 1, Meister der Rhetorik und beliebter Lehrer an der Kunsthochschule Bern, sondern zeichnete ein ganzes Leben lang. Obwohl seine Familie und seine engsten Freunde von seinem Talent wussten, hob man den wahren Schatz seiner Werke erst nach seinem Tod: Über 300 Skizzenbücher umfasst sein zeichnerischer Nachlass. Die Bücher zeigen ihn als Gast in Beizen, an Konzerten - in Szenerien des Alltags.
Ein kleiner Teil dieses speziellen Nachlasses wurde in einer Ausstellung zu Gast im Restaurant Krone in Bern, durch ArchivArte ausgewählt und gehängt. Dort fand auch die Vernissage statt.
Selbstbildnis. Farbstift auf Papier, aus Skizzenbuch, 2002
1936
Am 17. Mai wird Adrian Grütter in St. Gallen als Sohn von Max Grütter, Mitarbeiter am St. Galler Tagblatt, und Helene Grütter-Jent geboren.
1938
siedelt die Familie nach Bern über, wo der Vater Redaktor beim BUND wird.
1942 - 1956
besucht Adrian Grütter nach der Primarschule Länggasse das Progymnasium Hodlerstrasse
und das Gymnasium Kirchenfeld, wo er 1956 maturiert. Eine Reise mit seinen Eltern nach Paris
während der Gymnasialzeit weckt seine Begeisterung für die Kunst.
1956 - 1958
studiert Adrian Grütter Kunstgeschichte an der Universität Bern (u.a. bei Hans Robert
Hahnloser und dessen Assistenten Hans Christoph von Tavel).
1958 - 1962
setzt Adrian Grütter seine Studien fort und wird Sekundarschullehrer für Deutsch, Französisch und Englisch.
1960 - 1996
arbeitet Adrian Grütter als Rundfunksprecher, erst bei der Depeschenagentur, danach am Radio Studio Bern.
1963 - 2001
arbeitet Adrian Grütter als Lehrer für Deutsch und Bildnerisches Gestalten an der Sekundarschule Wabern und an der Töchterhandelsschule (seit 1980 Wirtschaftsmittelschule) Bern.
1975
kämpft Adrian Grütter erfolgreich gegen den Abbruch der Gebäude rund um das Restaurant Altenberg und die Errichtung von Wohnblocks und setzt sich Anfang der 80er-Jahre für den Erhalt der Fassade des Kinos Splendid ein.
Nach seiner Pensionierung übernimmt Adrian Grütter für viele junge Künstler eine Mentorenrolle, darunter für den Schriftsteller Jürg Halter oder die Sängerin Sophie Hunger. Das Restaurant Les Pyrenées in Bern wird regelmässiger Treffpunkt junger Künstler um Adrian Grütter.
2015
stirbt Adrian Grütter am 20. September in Bern.
Adrian Grütter war ein Multitalent. Aus einer weitverzweigten Berner Familie stammend, studierte er Kunstgeschichte in Bern, um dann doch nicht Kunsthistoriker zu werden, sondern seine Talente im Zeichnen, sein umfangreiches Wissen als Lehrer, seine politischen Ansichten, insbesondere was die Berner Stadtplanung betraf, in erfolgreichen Initiativen und sein Redetalent als Mitarbeiter des Schweizer Radios umzusetzen.
Und immer dabei: seine Skizzenbücher. Über 300 Stück fanden sich in seinem Nachlass. Sie sind wahre Fundgruben: Spontane Gedanken, Konzepte zu Rundfunksendungen oder Gedichte wechseln sich ab mit Skizzen, ausgearbeiteten Zeichnungen, Karikaturen, Entwürfen zu Gratulations- Neujahrs- oder Osterkarten. Es ist die Anteilnahme, die aus jeder Eintragung sichtbar wird. Ob es die Barbesucher oder eine sich angeregt unterhaltende Gruppe in einem Café ist, ein schlafender Zugspassagier, Badegäste im Marzili, Arbeitskollegen in der Schule, Interviewpartner im Radio: Grütter sah in allen scheinbar zufälligen Situationen die Fülle des allzu Menschlichen.
Die Zeichnungen, so flüchtig sie erscheinen, sind Zeugnisse eines geübten Auges, das Perspektiven und Situationen rasch erfasst, und eines ungemein sicher geführten Stiftes. Kein Strich ist zu viel, kein Detail überflüssig, und doch strahlen sie eine Unmittelbarkeit aus, als wären wir selbst zu Gast dabei.